Jg. 1973, Anglistin, freiberufliche Übersetzerin und Sprachtrainerin
Während meines Studiums an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hielt eine Gastprofessorin aus den USA ein Semester lang Vorlesungen zur amerikanischen Frauengeschichte. Diese öffneten mir die Augen für die Ursachen weiblicher Diskriminierungserfahrungen und machten mir den weißen, männlichen Blick bewusst, der die Geschichtsschreibung dominiert(e). Einer meiner ersten großen Aufträge nach dem Studium war die Übersetzung der Habilitationsschrift „Kultur und Frauenerwerbstätigkeit in Europa“ von Birgit Pfau-Effinger ins Englische. Es folgten Übersetzungen von Beiträgen in der von 2007 bis 2010 erschienenen bilingualen Zeitschrift „Spirale der Zeit, Frauengeschichte sichtbar machen“.
Die intensive Auseinandersetzung mit der Thematik auch neben meiner Arbeit haben meine Überzeugung gefestigt, dass noch viel zu wenig über das Wirken von Frauen bekannt ist und dass es das Selbstverständnis von Mädchen und Frauen stärkt, wenn wir dieses Wirken ebenso wie die Vielfalt weiblicher Lebenswege besser sichtbar machen. Dazu beizutragen, ist mir ein großes Anliegen.
2009 nahm ich mit meinen beiden Töchtern an einer Stadtführung der Frauengeschichtswerkstatt (FGW) in Herrenberg teil und habe seitdem ihr Wirken verfolgt, immer mit dem Wunsch, mich aktiv zu beteiligen, sobald es meine Zeit zulässt. Im Januar 2022 hat sich dieser Wunsch endlich erfüllt. Ich durfte die FGW beim Recherchieren, Schreiben und Aufbereiten von Material für das Buch „Frauen gestalten Herrenberg 2“ unterstützen.
Bei den Stadtführungen zur Frauengeschichte verkörpere ich inzwischen Annemarie Reichle, Mitinhaberin des Geschäfts Kaffeerösterei und Feinkost Bellon (Stuttgarter Straße), die Magd im Handelshaus Khönle (Schuhgasse) und die Baderin Anna Bertsch (Badstubengässle).
Viel Spaß hat mir das Nähen meines Kostüms für die Rolle der Annemarie Reichle und des Banners für unseren Stand beim StreetLife-Festival gemacht. Zusammen mit meiner Tochter filme, schneide und untertitele ich zudem unsere Spielszenen für „Stadtführungen im Sitzen“.
Ein sehr intensives Projekt war die Vorbereitung der Ausstellung „Designerinnen der Stuttgarter Gardinenfabrik“ mit umfangreichen Recherchen, Interviews mit Zeitzeuginnen wie Antoinette de Boer, Verena Kiefer und Elisabeth Wiedmer und der Formulierung der Ausstellungstexte.
Die überwältigend positiven Rückmeldungen der Besucherinnen und Besucher, bei der Eröffnung und bei den Führungen, die wir durch die Ausstellung anbieten, bestätigen uns in der Bedeutung unserer Arbeit. Mitunter ergeben sich daraus neue Spuren, die es sich zu verfolgen lohnt.