„im Haußwesen, Kaufläden … sehr nützlich“
Im 30-jährigen Krieg (1618–1648) zerstörte 1635 ein verheerendes Feuer Herrenberg. Viele Bewohner waren Epidemien zum Opfer gefallen. Andere hatten Herrenberg verlassen, weil sie hier keine Lebensgrundlage mehr fanden.
1626 wurde die Bäckerstochter Rosina Ruthardt in Herrenberg geboren. Sie heiratete 1651 den Eisenwarenkrämer Hans Jakob Khönle. Zum Wiederaufbau des zerstörten Landes brauchte man Baumaterial und dazu zählten auch Nägel.
1652 kam das erste Kind auf die Welt, Johann Jakob. Er sollte das erfolgreiche Geschäft der Familie weiterführen und zu einem der reichsten Männer der Stadt werden. Die Familie besaß in bester Wohnlage am Marktplatz drei Grundstücke. Rosina Khönle wurde 77 Jahre alt. Sie brachte elf Kinder zur Welt, von denen aber nur drei erwachsen wurden.
Notwendige Mitarbeit der Kaufmannsfrauen und -töchter
In einer Kaufmannsfamilie war es sehr wichtig, dass alle mitarbeiteten. So lernten auch die Töchter oft Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Männer waren häufig auf Reisen zu den verschiedenen Messeorten wie Frankfurt und Straßburg. Es kam durchaus vor, dass die Frauen die Buchhaltung führten.
Der älteste Sohn der Familie, Johann Jakob d. Ä., heiratete vier Mal. Die ersten beiden Frauen, Anna Maria Essich aus Calw und die Tochter des Herrenberger Dekans Eva Maria Machtolf, starben früh. Die dritte Ehefrau, Elisabetha Burgermeister, stammte selbst aus einer Geislinger Kaufmannsfamilie. Sie starb kurz nach der Geburt des 13. Kindes, im Alter von 41 Jahren.
Die Frauen waren verantwortliche für den Haushalt samt den Bediensteten. Sie halfen außerdem das Geschäft zu führen. Für einen Kaufmann war es unerlässlich, eine Frau zu heiraten, die dieses Aufgaben meistern konnte. Johann Jakob heiratete ein viertes Mal, Anna Katharina Kautter aus Esslingen, die zwölf Kinder zur Welt brachte. Von den insgesamt 26 Kindern dieser Generation überlebten nur neun.
Mit welcher Trauer die Familie dennoch den Tod eines Kindes beklagte, zeigt das Gemälde der Elisabetha Rosina, die im Alter von dreizehn Tagen starb.
Beitrag von Illja Widmann für die Broschüre „FrauenWege“ (Herrenberg 2008), Station 6: Handelshaus Khönle, Schuhgasse 2.