Margret Hildebrand (1917–1997)

Eine Herrenberger Designerin von Weltruf

Foto der Textildesignerin Margret Hildebrand. Rechteinhaber: Design Center Baden-Württemberg.
Margret Hildebrand Ende der 1950er Jahre. © Design Center Baden-Württemberg

In den 1950er und 1960er Jahren war Herrenberg weltweit für zukunftweisendes Textildesign bekannt. Zu verdanken hatte das die Stadt der dort ansässigen Stuttgarter Gardinenfabrik und vor allem der Textildesignerin Margret Hildebrand.

Margarete Martha Hildebrand wurde am 6. Mai 1917 als Tochter des Fabrikanten Albert Hildebrand in Stuttgart geboren. Nach dem Abitur studierte sie von 1934 bis 1937 an der Württembergischen Staatlichen Kunstgewerbeschule in Stuttgart am Weißenhof Textildesign, Stoffdruck und Textilbearbeitung. 1938 absolvierte sie ein Semester an der Staatlichen Kunst- und Fachschule für Textilindustrie in Plauen im Fachgebiet Weberei.

Entwerferin und Atelierleiterin bei der Stuttgarter Gardinenfabrik

Bereits während des Studiums absolvierte Margret Hildebrand ein Volontariat in der Stuttgarter Gardinenfabrik (gegründet 1934). Nach dem Ende des Studiums in Plauen kehrte sie nach Stuttgart zurück und wurde vom neuen Firmenleiter Hans Goltermann als Entwerferin eingestellt. Die Einstellung erwies sich als Glücksgriff für die Firma. Denn Margret Hildebrand sollte sich zu einer international bekannten Designerin mit viel Verständnis für die industrielle Fertigung der entworfenen Produkte entwickeln.

Gemäß Hans Goltermanns Firmenkonzept sollte sich ein Unternehmen auf die Aufgabe konzentrieren, „dem industriell hergestellten Erzeugnis Charakter und Individualität zu geben“. Ein  „gutes Erzeugnis“ konnte demnach „nur durch engste Zusammenarbeit von Künstler, Kaufmann und Techniker“ entstehen. Die Einrichtung des betriebseigenen Entwurfsateliers und die Festanstellung einer Designerin waren die logische Folge. Durch Margret Hildebrand sah Goltermann die große Chance, im eigenen Haus neue Muster zu entwickeln.

Der Erfolg der Zusammenarbeit von Hans Goltermann und Margret Hildebrand stellte sich rasch ein: 1939 waren Stoffe nach Entwürfen von Margret Hildebrand in einer Ausstellung des Leipziger Grassi Museums vertreten. 1942 folgten Auszeichnungen bei der VII. Triennale (Kunstgewerbeschau) in Mailand.

1948 bis 1963 — Margret Hildebrands künstlerisch erfolgreichste Zeit

Die 1950 nach dem Entwurf von Hans Schwippert errichtete Weberei der Stuttgarter Gardinenfabrik, fotografiert von Anne Schlombs im Jahr 2021.
Die 1950 nach dem Entwurf von Hans Schwippert errichtete Weberei, 2021. Foto: Anne Schlombs

Die Firmengeschichte der Stuttgarter Gardinenfabrik GmbH war wechselvoll.  Nach der Zerstörung des Firmengebäude am Stuttgarter Feuersee bei einem Bombenangriff und der Enteignung der Weberei im sächsischen Lengenfeld war ein Neuanfang notwendig. 1948 zog die Firma in die Räume des ehemaligen „Arbeitsmaidenlagers” in Herrenberg an der Schießmauer 1. Dort wurde die Textildruckerei eingerichtet. 1950 wurde die Weberei nach Plänen des Architekten Hans Schwippert neu errichtet, der ebenso wie Margret Hildebrand Mitglied des Werkbundes war. Die 1956/57 erbaute neue Filmdruckhalle wurde vom Bauhausarchitekten Hermann Blomeier entworfen.

In Herrenberg begann für Margret Hildebrand die künstlerisch erfolgreichste Zeit als Leiterin des Entwurfsateliers. Viele ihrer Entwürfe wurden weltbekannt und trafen den Zeitgeist, so zum Beispiel das Muster „Empel“. In Zusammenarbeit mit Hans Schwippert, der das Gebäude entwarf, stattete sie das Bundeshaus in Bonn mit Gardinen aus. Die Vorhänge „Köln“ und „Bonn“ wurden in der Wandelhalle bzw. im Restaurant dieses Gebäudes verwendet.

Für den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel (1958) gestaltete Margret Hildebrand einen Teppich, dessen Muster sich aus vielen grafischen Elementen zusammensetzte. Wegen des großen Erfolgs brachte die Stuttgarter Gardinenfabrik kurz darauf einen Druckstoff mit dem Namen „Brüssel“ heraus. Dieser nahm einen Ausschnitt aus dem Teppichmuster auf und wurde einer der größten Verkaufserfolge des Unternehmens.


Originalbeitrag von Dr. Christel Grüner für die Website der Frauengeschichtswerkstatt Herrenberg, Oktober 2016.
URL: https://frauengeschichtswerkstatt-herrenberg.de/margret-hildebrand/

Weitere biografische Informationen über Margret Hildebrand mit der Auflistung der verwendeten Quellen und Fotos ihrer Entwürfe sind dem Beitrag von Christel Grüner, Heidi Braitmaier und Elke Klump-Röhm im Buch „Frauen gestalten Herrenberg 2“ (S. 73–100) enthalten.