Gertrud Krauß (1911–1999)

„… fast immer mit Vergnügen Lehrerin und Schulleiterin gewesen.“

Wesentlich bekannter und im öffentlichen Bewusstsein der Stadt Herrenberg präsenter als Mathilde Rothenstein ist jedoch ihre Nachfolgerin, Gertrud Krauß. Die gebürtige Herrenbergerin hatte nach Erwerb der mittleren Reife zunächst die Frauenarbeitsschulen in Herrenberg und Stuttgart besucht. 1930 ging sie nach Kirchheim/Teck, wo sie zur Lehrerin für Handarbeit, Hauswirtschaft und Turnen ausgebildet wurde. Seit der Wiedereröffnung der Herrenberger Haushaltungsschule im Jahr 1948 war sie dort als Lehrerin tätig. Im November 1958 übernahm Gertrud Krauß die Leitung der Haushaltungs- und Frauenarbeitsschule.

Die pädagogischen Grundsätze von Gertrud Krauß

Ihre pädagogischen Grundsätze beschrieb Gertrud Krauß bei ihrer Amtseinsetzung so:

„Wir wollen aber auch die Schülerinnen erziehen zu Menschen, die die anderen achten, die es lernen, von sich weg zu sehen und ihre Kräfte und Fähigkeiten andern zugute kommen zu lassen. Wir wollen ihnen Augen und Herzen dafür öffnen, daß sie es schon recht bald erkennen, daß höher als die materiellen Güter die geistigen Werte zu schätzen sind und nur auf der Grundlage des Christentums das Leben im Gleichgewicht bleiben kann.“

Außergewöhnliche Frau und originelle Erzieherin

Unter der Leitung von Gertrud Krauß fanden bedeutende Veränderungen statt: Sie war federführend beim Umzug der Schule in die modernen Räumlichkeiten in der Tübinger Straße 40 (heute: VHS Herrenberg) im Sommer 1964 sowie bei der stärkeren Ausrichtung der Schule auf die Berufsausbildung: Im Jahr 1967 kam die Berufsfachschule für Kinderpflegerinnen hinzu, 1972 die Fachschule für Sozialpädagogik. Gertrud Krauß’ großes Engagement für die Schule wurde von der Stadt Herrenberg 1974 bei ihrer Pensionierung mit der Verleihung der Bügermedaille in Gold gewürdigt.

Bei den Schülerinnen war Gertrud Krauß außerordentlich beliebt. Von den Kolleginnen und Kollegen aller Herrenberger Schulen wurde sie sehr geschätzt. Sie erinnern sich an sie als „außergewöhnliche Frau“ und „originelle Erzieherin“, berichten von ihrer Hilfsbereitschaft und Fürsorge, von ihrer Vorbildfunktion als Mensch mit christlichen Grundsätzen, von ihrem Humor – und immer wieder von ihrem Organisationstalent. Legendär waren zum Beispiel die alljährlichen Schulfeiern und die Gartenfeste in der Villa Krauß.


Beitrag von Claudia Nowak für die Broschüre „FrauenWege“ (Herrenberg 2008), Station 9: Bronngasse 13.

Weitere biografische Informationen über Gertrud Krauß sind im Buch „Frauen gestalten Herrenberg“  (S. 60−64) enthalten.