Frauenarbeitsschule (1902–1975)

„Für’s Leben war es gut, wenn man nähen und flicken konnte.“

Im Gebäude des ehemaligen Bebenhäuser Klosterhofs in der Bronngasse 13 befand sich bis 1964 eine für Württemberg typische Einrichtung: die Frauenarbeitsschule oder „Knopflochkaserne“, wie sie im Volksmund hieß. Diese Institution ist frauengeschichtlich von großem Interesse, da es sich um einen Ort weiblichen Lehrens und Lernens handelt.

Gründung der Frauenarbeitsschule als „städtische Anstalt“ im Jahr 1902

1902 nach dem Beschluss des Gemeinderats als „städtische Anstalt“ gegründet, hatte diese Schule die Aufgabe, „Töchter jeden Standes aus Stadt und Land durch geordneten Unterricht in weiblichen Handarbeiten gründlich auszubilden“. Die Schule war eine berufliche Fortbildungsschule, das heißt, die Schülerinnen hatten in der Regel die Volksschule abgeschlossen bzw. das 14. Lebensjahr vollendet. Für den Besuch musste Schuldgeld entrichtet werden. „Bedürftige und würdige Schülerinnen“ konnten auf Antrag ganz oder teilweise von der Gebühr befreit werden.

In den 1920er bis 1940er Jahren lag die Schülerinnenzahl bei 120 Mädchen pro Schuljahr, die Zahl der Lehrerinnen zwischen vier und sechs. Die Mehrzahl der Mädchen erwarb die Kenntnisse im Wäsch- und Kleidernähen für den „privaten“ Gebrauch. Für einige war die Zeit an der Frauenarbeitsschule aber auch die Grundlage für die spätere Berufstätigkeit. So zum Beispiel für Klara Eißler und Gertrud Krauß, die beide Schülerinnen der Herrenberger Frauenarbeitsschule gewesen waren und später als Lehrerinnen an diese Schule zurückkehrten.

Erweiterung der Frauenarbeitsschule um die Haushaltungsschule im Jahr 1942

1942 wurde die Frauenarbeitsschule um die Haushaltungsschule erweitert. Hier konnten die Mädchen das „Hauswirtschaftliche Volljahr“ absolvieren und waren anschließend von der Berufsschulpflicht befreit. Auf dem Stundenplan standen neben Nähen und Handarbeiten (12 Wochenstunden) unter anderem Kochen, Hausarbeit mit Waschen und Bügeln, Gartenbau, Rechnen und Buchhaltung. Der Haushaltungszweig erhielt im Laufe der Zeit immer mehr Bedeutung. Die Frauenarbeitsschulen wurden dagegen zunehmend als unzeitgemäß angesehen und in Baden-Württemberg Mitte der 1970er Jahre offiziell geschlossen.

Viele der ehemaligen Schülerinnen sowohl der Frauenarbeitsschule als auch der Haushaltungsschule erinnern sich an den Schulbesuch als die „schönste und unbeschwerteste Zeit“ ihres Lebens.

Beitrag von Claudia Nowak für die Broschüre „FrauenWege“ (Herrenberg 2008), Station 7: Bronngasse 13.