Projekt: Geschichte der Frauenarbeitsschule

Ansatzpunkte

Der erste Ansatzpunkt zur Erforschung der Geschichte der Herrenberger Frauenarbeitsschule war die alte Infotafel am Bebenhäuser Klosterhof (siehe Foto rechts oben). Auf dieser Tafel war zu lesen, dass sich im Gebäude in der Bronngasse 13 „ab 1881 [die] Frauenarbeitsschule“ befand. Einen weiteren Hinweis auf die Existenz dieser Schule sowie erste Informationen über die Lehrinhalte fanden wir in der Festschrift zum 700-jährigen Bestehen Herrenbergs im Jahr 1929:

„Die Frauenarbeitsschule wurde am 2. September 1902 als städtische Anstalt ins Leben gerufen. Sie ist die Nachfolgerin der im Jahre 1881 gegründeten Haushaltungsschule. Unterrichtet wird in Handnähen, Maschinennähen, Kleidernähen und Sticken. Jährlich werden dreimal neue Kurse abgehalten. Die Schülerinnenzahl beläuft sich im Sommer durchschnittlich auf 60 und im Winter auf 90 Schülerinnen; davon entfallen 2/3 auf auswärtige Schülerinnen. Lehrkräfte werden 3 bzw. 4 benötigt.“
(Festschrift zur 700 Jahrfeier der württembergischen Oberamtsstadt Herrenberg, Herrenberg 1929, S. 136)

Unterstützung durch ehemalige Lehrerinnen der Schule

Als bekannt wurde, dass die Frauengeschichtswerkstatt (FGW) Herrenberg sich für dieses Thema interessiert, nahmen die ehemaligen Lehrerinnen Ruth Walter und Doris Bausch Kontakt mit der Gruppe auf. Im Gespräch mit diesen Zeitzeuginnen ergab sich, dass das Schularchiv im Staatsarchiv Ludwigsburg aufbewahrt wird. Außerdem überließen Frau Walter und Frau Bausch der FGW − zunächst leihweise − mehrere Alben, die ursprünglich der Lehrerin und Schulleiterin Gertrud Krauß gehört hatten. Die Alben waren anlässlich ihrer Pensionierung im Jahr 1974 und ihres 80. Geburtstags von (ehemaligen) Kolleginnen und Schülerinnen angefertigt worden.

Leitfragen und Vorgehensweise

Zur Strukturierung der weiteren Forschungsarbeit formulierte die Arbeitsgruppe folgende Leitfragen:

  • Wie kam es zur Gründung der Frauenarbeitsschule? Wer hat sich dafür besonders eingesetzt?
  • Was wurde gelehrt? Zu welchem Zweck?
  • Wie sah der Schulalltag aus?
  • Wer wurde unterrichtet? Aus welchen Schichten kamen die Schülerinnen? (Sozialporträt der Schülerinnen erstellen)
  • Wer unterrichtete? (Biografien der Lehrerinnen erforschen)

Um diese Fragen zu beantworten, werteten wir schriftliche Quellen aus (das Schularchiv, die Zeitschrift „Die Frauenarbeitsschule“, Personal- und Spruchkammerakten, die Alben für Gertrud Krauß) und sprachen mit weiteren ehemaligen Schülerinnen und Lehrerinnen. Von großem Wert waren auch die beiden Erzählcafés, die die FGW Herrenberg im November 2006 und Mai 2007 zu diesem Thema veranstaltete.

Veröffentlichung der Ergebnisse

Die ersten Ergebnisse unserer Forschungen veröffentlichten wir 2008 in der Broschüre FrauenWege“. Da die Broschüre inzwischen vergriffen ist, können Sie den Text über die Frauenarbeitsschule hier nachlesen.

Ein wichtiger Teilaspekt des Projekts war die Erforschung der Lehrerinnenbiografien. Da Lehrerinnen bis in die 1950er Jahre ledig bleiben mussten, wenn sie ihren Beruf ausüben wollten, war dies kein leichtes Unterfangen. Dennoch ist uns dies für viele der Lehrerinnen, die zwischen 1902 und 1964 an der Schule unterrichteten, gelungen. Im Buch „Frauen gestalten Herrenberg“ von 2014 stellen wir Ihnen elf Lehrerinnen ausführlicher vor, unter anderem die Schulleiterinnen Mathilde Rothenstein und Gertrud Krauß.

Der Vortrag zur Geschichte der Herrenberger Frauenarbeitsschule kann von Gruppen gebucht werden.