Felicitas Pflug (1914–2001)

Ihre Kindheit und Jugend in einem weltoffenen Pfarrhaus-, Journalisten- und Schriftsteller-Umfeld erlebte Felicitas Pflug, geb. Lang bei ihrem verwitweten und wiederverheiratetem Vater in Stuttgart. Dort legte sie 1933 das Abitur ab.  Weil sie nicht studieren durfte, entschloss sie sich nach Afrika auszuwandern.

Auswanderung nach Afrika

Um sich auf die Auswanderung nach Afrika vorzubereiten, besuchte Felicitas Lang eine „koloniale Frauenschule“ und sammelte danach praktische Erfahrungen als haus- und landwirtschaftliche Gehilfin. Anfang 1936 reiste sie dann nach Oldeani in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) aus. Ein halbes Jahr später heiratete sie den dort ansässigen Pflanzer und Kaffeeplantagenfarmer Erich Pflug und bekam drei Söhne. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Familie Pflug 1940 aus Tansania ausgewiesen. Erich Pflug starb 1941 als Soldat.

Bis Kriegsende lebte Felicitas Pflug  als alleinerziehende Mutter bei Verwandten und war Verwalterin eines Guts in Polen. 1945 kam sie zurück nach Württemberg, wo sie sich als Köchin, Wirtschafterin, Hausfrau, Sprachlehrerin und in leitenden Funktionen in verschiedenen Firmen verdingte.

Hauptamtliche Geschäftsführerin mit Leiterfunktion der Volkshochschule Herrenberg

1963 begann Felicitas Pflug schließlich eine Ausbildung als Nachwuchskraft des VHS-Verbandes und zusätzlich zur Leiterin oder Geschäftsführerin in der Heim-VHS in Inzighofen. Dadurch hatte sie die Voraussetzungen erfüllt, um 1964 als hauptamtliche Geschäftsführerin der VHS von der Stadt Herrenberg angestellt zu
werden.

Ihre wesentlichen Aufgaben waren der Auf- und Ausbau der VHS mit schon 14 Zweigstellen im Jahr 1969. Kursprogramm, Beratung, Organisation, Sonderveranstaltungen, Studienfahrten, Pressearbeit, Abrechnungen, Statistik, Haushaltsplanung und vieles mehr bewältige sie in den 13 Jahren mit unermüdlichem Einsatz. Ab 1969 bekam sie stundenweise Entlastung durch Mitarbeiterinnen.
Schwerpunktmäßig lagen ihr die Geisteswissenschaften und Länderkunde am Herzen und sie pflegte vielfältige Kontakte. Von 1968 bis 1971 war Felicitas Pflug außerdem für die Organisation und den Betrieb der neu gegründeten Herrenberger Musikschule verantwortlich.

Trotz ihrer umfassenden Kompetenzen wurde Felicitas Pflug Mitte 1964 nicht zur Leiterin, sondern nur zur Geschäftsführerin der VHS Herrenberg ernannt. Bürgermeister und Studienräte fungierten jeweils als ehrenamtliche Leiter. Die von ihr wohl erhoffte hauptamtliche Stelle vergab die Stadt im Jahr 1975 an einen anderen Bewerber.

Unruhestand in Herrenberg

Zwei Jahre später kündigte sie dann regulär und begann mit diversen Hobbies und Aktivitäten: sprach- und kulturwissenschaftliches Studium mit Magisterabschluss in Tübingen, Gründung einer Hilfsaktion für ein Hospital in Tansania, Engagement in der evangelischen Kirche. 2001 starb Felicitas Pflug hochbetagt in Herrenberg.


Originalbeitrag von Helen Schelling für die Website der Frauengeschichtswerkstatt Herrenberg, Oktober 2016.
URL: https://frauengeschichtswerkstatt-herrenberg.de/felicitas-pflug/

Weitere biografische Informationen über Felicitas Pflug mit der Auflistung der verwendeten Quellen sind im Buch „Frauen gestalten Herrenberg“  (S. 71–86) enthalten.