Frauenhaus im späten Mittelalter

Das dar durch vil übels an frauen und Junckfrauen understanden werde.

Am Ende der Froschgasse und in unmittelbarer Nähe des nicht mehr erhaltenen St. Gallus- oder Hexenturmes, der zeitweilig als Gefängnis diente, befand sich das „Frauenhaus“. In diesem Haus, das unter städtischer Aufsicht stand, war Männern der Besuch von Prostituierten offiziell gestattet.

Frauenhäuser waren in den spätmittelalterlichen Städten Süddeutschlands typische und selbstverständliche Einrichtungen. Man glaubte, durch die von der Obrigkeit kontrollierte Prostitution die „ehrbaren Frauen“ vor der (vermeintlich) ungezügelten Sexualität der Männer schützen zu können. Die größte Bedrohung der weiblichen Ehre ging von Durchreisenden, aber auch von ledigen Männern der niederen Stände aus. Diese heirateten oft sehr spät, da sie sich das Geld für die Heiratserlaubnis erst ansparen mussten.

Armut war zugleich ein wichtiger Grund dafür, dass ledige Frauen, im Frauenhaus oder als „heimliche Huren“, ihren Körper verkauften. Dies geschah nicht immer freiwillig: Mitunter waren sie an professionelle Frauenhändler geraten, die sie mit falschen Versprechungen köderten und sie dann zwangen, als Dirnen zu arbeiten. Prostituierte waren eine verfemte Berufsgruppe. Sie mussten ihren Status durch bestimmte Kleidung oder Abzeichen kenntlich machen.

Frauenhaus in Herrenberg seit 1446 belegt

In Herrenberg ist die Existenz dieser städtischen Einrichtung seit 1446 belegt. Im Jahr 1494 wurde das Haus renoviert: Aus den städtischen Rechnungen geht hervor, dass für die Stube ein neues „lotterbettlin“ angeschafft wurde. Im Zuge der Reformation wurde das Herrenberger Frauenhaus geschlossen.

Text von Claudia Nowak für die Broschüre „FrauenWege“ (Herrenberg 2008), Station 11: Froschgasse/Zehntscheuergässle.