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Stadtführung „Auf den Spuren Herrenberger Geschäftsfrauen“, 25. März 2023

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Brot & Rosen hatte die Frauengeschichtswerkstatt am 25. März 2023 zu ihrer neu konzipierten Stadtführung „Auf den Spuren Herrenberger Geschäftsfrauen“ eingeladen.

Publikum der Stadtfuehrung der Frauengeschichtswerkstatt "Auf den Spuren Herrenberger Geschaeftsfrauen" in der Stuttgarter Straße.
Das Publikum der Stadtführung, hier bei Station 2: Kaffeerösterei Bellon in der Stuttgarter Straße.

Etwa 50 Personen schlossen sich der von Dr. Claudia Nowak-Walz und Anne Schlombs geleiteten Führung an, um zu erfahren, wie diese Frauen ihre Geschäfte und ihre Familien gut durch wirtschaftlich schwierige Zeiten wie die Weltwirtschaftskrise, Kriegs- oder Nachkriegszeiten gebracht haben.

Handelshaus Khönle und Kaffeerösterei Bellon

Die fünf Stationen der Führung waren vielfältig und boten interessante Einblicke in die Geschichte markanter Herrenberger Häuser. Den Auftakt bildete das ehemalige Handelshaus Khönle am Markt, wo Claudia Nowak-Walz anschaulich erläuterte, welche bedeutende Rolle Frauen für den Erfolg des Handelshauses im 17. Jahrhundert spielten. Danach ging es zu Karl Bellon – Kaffeerösterei und Feinkost in die Stuttgarter Straße 24 bis 26.

Herrenberger Geschaeftsfrauen: Christa Tesch und Antje Matthaeus als Anna Reichle und Annemarie Reichle.
Die Inhaberinnen der Kaffeerösterei Bellon in zweiter und dritter Generation: Anna Reichle geb. Bellon und Annemarie Reichle geb. Kennke.

In einer 1966 spielenden Szene zwischen der Tochter des Gründers Carl Bellon und ehemaligen Inhaberin Anna Reichle (dargestellt von Christa Tesch) und ihrer Schwiegertochter Annemarie Reichle (gespielt von Antje Matthäus) wurden unter anderem Familienzusammenhalt, Mut zur Veränderung und Anpassungsfähigkeit als Faktoren für den Erfolg des Geschäfts mit seiner über 100-jährigen Geschichte hervorgehoben. Kaffeeduft und eine kulinarische Kostprobe rundeten das sinnliche Gesamterlebnis für die Zuhörerinnen und Zuhörer ab.

Erste Friseurmeisterin und Inhaberin einer Privaten Handelsschule

Anne Schlombs berichtet in der Bronngasse ueber die Herrenberger Geschaeftsfrau Anna Woerner.
Anne Schlombs (links) berichtet vor dem Bronntor über Herrenbergs erste Friseurmeisterin Anna Wörner.

An der dritten Station, dem Standort des Salons der ersten Friseurmeisterin Herrenbergs, Anna Wörner, befindet sich heute das Bronntor. Anne Schlombs zeigte auf, wie Anna Wörner mit ihrer Entscheidung für die Meisterprüfung zur Pionierin wurde und wie sie die Tradition des elterlichen Geschäfts erfolgreich fortsetzte.

Anschließend führte die Stadtführung zum Haus Hindenburgstraße 23/Auf dem Graben, in dem Else Guoth-Lohmiller von 1951 bis 1984 ihre Private Handelsschule betrieb und damit vielen jungen Frauen, die in Herrenberg nicht viele Alternativen hatten, eine berufliche Zukunft eröffnete.

Sonja Klaus Condo spielte eine Schuelerin der Privaten Handelsschule von Else Guoth-Lohmiller.
Sonja Klaus Condo in ihrer Rolle als Schülerin der Privaten Handelsschule von Else Guoth-Lohmiller.

Sonja Klaus Condo spielte eine Schülerin, die an ihren Hausaufgaben in Maschineschreiben verzweifelt ­– zur großen Erheiterung des Publikums!

Seifen-Parfümerie Otto und Garnhaus Hönes

Die letzte Station waren das Geschäft Seifen-Parfümerie Otto und das Garnhaus Hönes in der Tübinger Straße 2 und 6.

Elke Klump-Roehm und Illja Widmann berichten ueber die Herrenberger Geschaeftsfrauen Elisabeth Otto, Dorothea Otto und Marta Hoenes.
Zwei Kundinnen berichten über die Inhaberinnen der Geschäfte Seifen-Parfümerie Otto und Garnhaus Hönes.

Zwei elegant und ganz im Stil der 1960er Jahre gekleidete Kundinnen, dargestellt von Elke Klump-Röhm und Illja Widmann, berichteten, mit welchen Ladenkonzepten und Marketingmethoden sich die Geschäftsinhaberinnen (Elisabeth und Dorothea Otto, Marta Hönes) viele Jahre lang erfolgreich gegen die Konkurrenz behaupten konnten. Beide Traditionsgeschäfte waren noch Jahrzehnte nach ihrer Schließung vielen Herrenbergern ein Begriff.

Wer die Geschichten nachlesen und vertiefen möchte: In unserem Buch Frauen gestalten Herrenberg 2 (Stationen 2 bis 5) und unter Frauen der Handelsfamilie Khönle (Station 1) werden Sie fündig.

Dank an Unterstützerinnen und Spender

Die Frauengeschichtswerkstatt dankt dem Gleichstellungsbüro der Stadt Herrenberg für die Unterstützung unseres Projekts, Marlise Sifrig für die Fotoaufnahmen während der Führung und dem Salon Conny & Team für die Kreation der zeitgenössischen Frisuren.

Gruppenfoto der Frauengeschichtswerkstatt vor der Spitalkirche nach der Fuehrung am 25. Maerz 2023.
Die Beteiligten der Frauengeschichtswerkstatt freuen sich über die gelungene Führung.

Wir danken auch allen, die am Ende der Führung etwas in unseren Spendenhut geworfen haben. Ihre Spenden tragen dazu bei, dass wir unsere Tätigkeit fortsetzen und weitere Frauen aus der Herrenberger Stadtgeschichte sichtbar machen können. Eine Wiederholung der Stadtführung ist geplant.

Text: Antje Matthäus, Redaktion: Claudia Nowak-Walz

Buchpräsentation am 22. September

Am Donnerstag, 22. September 2022, präsentiert die Frauengeschichtswerkstatt Herrenberg ihr neues Buch Frauen gestalten Herrenberg 2 im Haus Weitblick. Nach einem kurzen Überblick über die Themen der zehn Beiträge stellen wir zwei der darin porträtierten Frauen – Hanna Hartmann, die erste niedergelassene Ärztin, sowie die Textildesignerin Margret Hildebrand – ausführlicher vor.

Der Abend wird musikalisch umrahmt Christina Dreier (Violine), Waltraud Epple-Holom (Akkordeon) und Susanne Geiger (Klavier) mit Werken von Maria Sehrig und Pauline Viardot.

Im Anschluss gibt es die Möglichkeit, bei einem Getränk miteinander ins Gespräch zu kommen.

Veranstaltungsort und Beginn: Das Haus Weitblick befindet sich in der Bahnhofstraße 22 in Herrenberg. Die Veranstaltung beginnt um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Buchpräsentation „Frauen gestalten Herrenberg 2“

2014 veröffentlichte die Frauengeschichtswerkstatt das Buch „Frauen gestalten Herrenberg“, in dem Frauen aus den Bereichen Politik, Bildung, Kultur und Sport vorgestellt wurden. Doch Herrenberg hat noch viele weitere spannende Frauenbiografien zu bieten.

Im neuen Band „Frauen gestalten Herrenberg 2“, den die Gruppe am Samstag, 2. April 2022 im Rahmen von „Brot & Rosen“  der Öffentlichkeit vorstellt, liegen die Schwerpunkte auf den Themen Handel und Gewerbe, Industriedesign und Gesundheit.

Nach einem kurzen Überblick über den Inhalt des Buches werden zwei der porträtierten Frauen ausführlicher vorgestellt: Anna Wörner, Herrenbergs erste Friseurmeisterin, erhielt durch die Folgen des Zweiten Weltkrieges die Möglichkeit, den väterlichen Salon weiterzuführen. Als erste niedergelassene Ärztin hat Hanna Hartmann über 40 Jahre unermüdlich PatientInnen mit
medizinischer, fürsorglicher und fortschrittlicher Betreuung in Herrenberg und den umliegenden Gemeinden versorgt. Abschließend gibt Dr. Stefanie Albus-Kötz Einblicke in die Recherchen für das Buch aus ihrer Sicht als Stadtarchivarin.

Die Buchpräsentation wird musikalisch umrahmt vom Klarinetten-Duo Julia Haarer & Emilia Fussi. Anschließend laden die Veranstalterinnen zu einem geselligen Ausklang ein.

Veranstaltungsort: Stadtbibliothek, Tübinger Str. 36

Uhrzeit: 15:00 bis 17:00 Uhr

Mitveranstalterinnen: Gleichstellungsbüro, Stadtbibliothek, Stadtarchiv

Anmeldung erforderlich unter:
Tel. 07032 924363 oder per E-Mail an: fgw-herrenberg@web.de

Emilie Hiller (1871–1943)

Foto von Emilie Hiller aus dem Bestand des Stadtarchivs Heilbronn
Emilie Hiller © Stadtarchiv Heilbronn

Heute ist der 150. Geburtstag von Emilie Hiller. Sie gehört zu den 13 Frauen, die im Januar 1919 in die Württembergische Verfassungsgebende Landesversammlung gewählt wurden. Als einzige dieser 13 Frauen gehörte sie dem Landtag bis zu seiner Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten im Juni 1933 an.

Frühe Berührung mit der Politik

Emilie Hiller wurde am 27. Dezember 1871 als uneheliches Kind des Schreinermeisters Gustav Kittler und Caroline Stöckle in Ludwigsburg geboren. Zwei Jahre nach ihrer Geburt heiratete ihr Vater Marie Josephine Rühle und die Familie zog nach Heilbronn, die Heimatstadt ihres Vaters. Dort wuchs Emilie zusammen mit ihren sieben Halbgeschwistern auf.

Emilies Vater war Mitglied in der SPD. Seit 1886 war er Mitglied des Heilbronner Gemeinderates. Auch Heinrich Hiller, den Emilie 1890 heiratete, war Sozialdemokrat. 1900 trat sie ebenfalls in die SPD ein.

Das Ehepaar Hiller betrieb zunächst die Gaststätte „Zum Ritter“, später das Kaffee-Restaurant Viktoria in Heilbronn. Beide Lokale waren Treffpunkte der Heilbronner Sozialdemokraten. „Dank der mütterlichen Güte und Fürsorge“ von Emilie Hiller fand – laut den Erinnerungen des württembergischen Innenministers Fritz Ulrich – „in ihrem Lokal so mancher Gesinnungsfreund in schweren Tagen Unterschlupf und Achtung“.

Frauenpolitisches Engagement

1908 gründete Emilie Hiller die Frauengruppe der Heilbronner SPD, die sie viele Jahre leitete. Dabei musste sie sich mitunter auch gegen den Widerstand mancher Parteigenossen durchsetzen.

Die Heilbronner Frauengruppe war sehr erfolgreich: Im Jahr 1928 waren 41 Prozent der Heilbronner SPD-Mitglieder Frauen waren. In Stuttgart waren es zur selben Zeit nur 17,5 Prozent.

Ein Grund dafür lag möglicherweise darin, dass sich die Heilbronner Frauengruppe auch um Bereiche kümmerte, die bisher nur von der bürgerlichen Frauenbewegung in den Blick genommen wurden, z. B. Waisenpflege, Wöchnerinnenfürsorge oder die Organisation von Spaziergängen in die Natur für Kinder in den Schulferien.

Abgeordnete im Landtag des freien Volksstaates Württemberg

Am 12. Januar 1919 – eine der Wahlen in Deutschland, bei denen Frauen wählen und gewählt werden durften – wurden sowohl Emilie Hiller als auch ihr Vater für die SPD in die Verfassungsgebende Landesversammlung gewählt.

Von 1920 bis 1933 war sie Abgeordnete im württembergischen Landtag. Neben dem Einsatz für Frauenrechte, z. B. die Abschaffung des Paragrafen 218, waren die Verbesserung der Situation von Kindern und der unteren Bevölkerungsschichten sowie der Einsatz für einem humaneren Strafvollzug weitere Schwerpunkt ihrer parlamentarischen Arbeit.

Gemeinsam mit der Stuttgarterin Christine Evert war Emilie Hiller viele Jahre Vertreterin der Frauen im Landesvorstand der SPD Württemberg-Hohenzollern. An der Gründung der Arbeiterwohlfahrt in Heilbronn war sie ebenfalls beteiligt.

Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft im Jahr 1933 endete ihre politische Laufbahn und ihre Existenz als Gastwirtin. Am  22. Juni 1933  wurden alle sozialdemokratischen Mandatsträger von ihren Ämtern ausgeschlossen. Das Gebäude, in dem sich das Kaffee-Restaurant Viktoria befand, wurde enteignet, weil es der örtlichen SPD gehörte.

Das Ehepaar Hiller zog sich ins Rentnerdasein zurück. Emilie Hiller starb am 14. April 1943.


Originalbeitrag von Elke Klump-Röhm für die Internetseite der Frauengeschichtswerkstatt Herrenberg
URL: https://frauengeschichtswerkstatt-herrenberg.de/emilie-hiller/

Emilie Hiller gehört zu den 13 weiblichen Abgeordneten, welche die Frauengeschichtswerkstatt in ihrer Veranstaltung zum 100. Jubiläum des Frauenwahlrechts vorstellte.

Mathilde Planck (1861–1953)

„In allen Ländern, wo der Krieg wütet, sind die Frauen in der Mehrheit. Die größere Zahl bedeutet auch die größere Verpflichtung. Wenn wir wollen, so können wir der Geschichte der Menschheit eine neue entscheidende Wendung geben.“
Mathilde Planck. Foto von Alfred Hirrlinger
Mathilde Planck. Aufnahme von Alfred Hirrlinger( https://de.wikipedia.org/wiki/Mathilde_Planck)

Mathilde Planck wurde am 29. November 1861 in Ulm geboren. Den deutsch-französischen Krieg und die Gründung des Deutschen Reiches 1870/71 erlebte die Neunjährige schon bewusst. Ihr Vater Karl Christian Planck war Professor und Gymnasiallehrer für Altphilologie. Er verstand sich als Prophet und Philosoph und Mathildes großes Vorbild. In ihrem lebenslangen Kampf gegen Gewalt und Krieg, für Frieden und Völkerverständigung hat sie sich das mutige, von materiellen Ansprüchen losgelöste Ethos ihres Vaters zu Eigen gemacht.

In der Familie wurde das freiheitliche Gedankengut der deutschen Märzrevolution von 1848/49 hochgehalten. Ein Erziehungsgrundsatz beider Eltern war, dass die Kinder nicht kritiklos mit der Menge gehen sollten, sondern in einem eventuell auch zu ertragenden Außenseiterschicksal Vorbild für das Rechte und Gute zu sein hätten. Jedes der Kinder sollte einen Beruf ausüben können, auch Mädchen und Frauen. Dies war am Ende des 19. Jahrhunderts noch ein Novum.

Allerdings musste das „Thildele“ sich nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1879 zunächst um die Familie kümmern. Jahrelang meisterte sie seitdem den mütterlichen Haushalt, Sie pflegte die oft schwerkranke Mutter, besorgte deren Haushalt und betreute ihre drei jüngsten Geschwister. Seit 1880 wohnte die Großfamilie in Stuttgart.

Ausbildung und Berufstätigkeit als Lehrerin

Mit 23 Jahren entschied sich Mathilde Planck, sich zur Lehrerin ausbilden zu lassen – neben der Versorgung der Mutter und der Geschwister. Sie wählte diesen Beruf aber nicht aus Berufung – sie war schüchtern und empfand dies als Hindernis den Schülerinnen gegenüber –, sondern weil es fast keinen anderen qualifizierten Beruf für Frauen gab. Abitur und Studium waren für Frauen noch unerreichbar.

Nach dem Ablegen des Examens in den Fächern Englisch, Deutsch und Mathematik im Jahr 1886 unterrichtete sie bis 1899 an einer Privatschule in Stuttgart. Nach 15 Jahren gab sie die Lehrerinnentätigkeit wegen Erschöpfung auf und widmete sich ganz dem Engagement in der württembergischen Frauenbewegung.

Vielfältiges Engagement in der Frauenbewegung

Schon während ihrer Tätigkeit als Lehrerin war Mathilde Planck in In unterschiedlichen Frauenvereinen aktiv gewesen, hatte Vorträge gehalten und  Aufsätze verfasst.

Als Vorsitzende des Württembergischen Lehrerinnenvereins kämpfte sie besonders für eine Verbesserung der schlechtbezahlten Lehrerinnen und gegen das Zölibatsverdikt für angestellte unverbeamtete Lehrerinnen. (Bei Heirat mussten die Lehrerinnen ihren Arbeitsplatz aufgeben.)

Als Mitbegründerin des Stuttgarter Frauenclubs sowie des Verbandes Württembergischer Frauenvereine und als Redakteurin der Zeitschrift „Die Frauenwacht“ setzte sie sich für bessere Bildungsvoraussetzungen und Berufschancen für Mädchen und Frauen sowie für  die Verbesserung der Lebensumstände von Frauen und das Frauenwahlrecht ein. Als Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft stand sie auf der Seite derer, die den Ersten Weltkrieg zu verhindern versuchten.

Landtagsabgeordnete und Journalistin

Ein neuer Abschnitt in ihrem Leben begann, als sie 1919 nach dem Ersten Weltkrieg, als Vertreterin der DDP (Deutsche Demokratische Partei, heute: FDP) in die Verfassunggebende Landesversammlung Württembergs gewählt wurde. Als Volksvertreterin war es ihr Bestreben, die Kriegsnot und den Verlust jeglicher Würde in der Zukunft zu verhindern.

lm Landtag, dem sie bis 1928 angehörte, setzte sie sich besonders für die Waisenpflege, gegen Alkoholmissbrauch, gegen die aus ihrer Sicht „staatliche Förderung der Prostitution“, für einen liberaleren Strafvollzug und für Erziehungs- und Schulfragen ein.

Um ihre Ziele auch politisch noch unerfahrenen Frauen zugänglich zu machen, arbeitete sie weiterhin als Journalistin: Von 1921 bis 1927 war sie die Redakteurin der Frauenseite „Rosa Frau“ des Stuttgarter Tagblattes. Auch an der Gründung der Abteilung Frauenstudium an der Volkshochschule Stuttgart war sie beteiligt und hielt ab1919 Vorträge zu frauenpolitischen Themen und zur Planck’schen Rechtslehre.

Mit ihrem Gesinnungsfreund Georg Kropp aus Wüstenrot entwickelte Mathilde Planck die Bausparidee und setzte sich viele Jahre lang in den Organen dieser Gesellschaft für die Verwirklichung des Eigenheimgedankens ein. In Ludwigsburg gründete sie in Ludwigsburg ein modernes Altersheim.

Innere Emigration während der NS-Zeit

Während der Herrschaft der Nationalsozialisten zog sich Mathilde Planck notgedrungen ins Private zurück. Sie ordnete das Erbe ihres Vaters und widmete sich der Herausgabe seines philosophischen Werkes sowie und dem Schreiben seiner Biografie.

Der Triumph des „Niedrigen, Hässlichen, Gemeinen“ brachte sie oft an den Rand der Schwermut, weil sie erleben musste, wie die „eigene Kraft, die für das Schöne und Gute gestritten hatte“, mit dem Altern immer weniger wurde. In ihren unveröffentlichten autobiografischen Aufzeichnungen schrieb sie über diese Zeit:

„lch habe Hitler immer abgelehnt, war aber nicht in der Lage, irgendetwas gegen ihn zu tun. Ich war so gründlich in die Stummheit gestoßen, dass die Stuttgarter Tageszeitungen keine Silbe mehr von mir zum Druck brachten.“

Auszeichnung für ihr Lebenswerk

An ihrem 90. Geburtstag wurde Mathilde Planck 1951 als erste Frau mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik ausgezeichnet ausgezeichnet. In der Grußadresse hob Bundespräsident Theodor Heuss aber vor allem ihre „treue vaterländische und menschliche Arbeit, der Sie als Tochter und geistige Erbin eines großen Vaters ein Leben in Hingabe gewidmet haben“, hervor. Von ihrem frauen- und sozialpolitischen Engagement war nicht die Rede!

Mit 93 Jahren starb Mathilde Planck am 31. Juli 1953 in Ludwigsburg. Die Erinnerung an sie bleibt unter anderem durch mehrere nach ihr benannte Schulen sowie das Mathilde-Planck-Mentoringprogramm zur Förderung von Frauen in den Wissenschaften lebendig.


Originalbeitrag von Valentina Finckh und Claudia Nowak-Walz für die Internetseite der Frauengeschichtswerkstatt Herrenberg
URL: https://frauengeschichtswerkstatt-herrenberg.de/mathilde-planck/

Mathilde Planck gehört zu den 13 württembergischen Abgeordneten, welche die Frauengeschichtswerkstatt in ihrer Veranstaltung zum 100. Jubiläum des Frauenwahlrechts vorstellte.