Impressionen der Stadtführung im Rahmen der Sommerfarben 2024
„Handel in Herrenberg – früher und heute“ lautete der Titel der Stadtführung, die der Verein Faire Welt und die Frauengeschichtswerkstatt im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums des Weltadens Herrenberg am 22. Juni 2024 anboten. Trotz strömendem Regen waren etwa 50 Interessierte gekommen.
Klaus Holzäpfel, Christlinde von Keler und Brigitte Strassner begleiteten die Veranstaltung musikalisch.
Aufgrund des Wetters fand die Veranstaltung nicht in der Stadt, sondern als „virtuelle Stadtführung“ in der Spitalkirche statt. Mit den auf die Leinwand projizierten Bildern der Stationen, den eindrücklichen Spielszenen und Musik aus Lateinamerika schafften es die Darsteller*innen die Zuschauenden mitzunehmen und zu begeistern.
Auftakt am Marktplatz
Der „Rundgang” zum Thema „Handel in Herrenberg – früher und heute“ begann auf dem Marktplatz. Dort herschte vermutlich bereits seit der Stadtgründung im Mittelalter geschäftiges Treiben, was sich bis heute nicht geändert hat.
Martin Petry und Claudia Nowak-Walz begrüßten das Publikum und teilten sich den Part des Stadtführers.
Hier erläuterten die beiden Stadtführer*innen, Martin Petry (Verein Faire Welt) und Dr. Claudia Nowak-Walz (Frauengeschichtswerkstatt), das Konzept der Führung: Es sollte ein Bogen gespannt werden vom 17. bis zum 21. Jahrhundert, in dem die Geschichte des Herrenberger Handels zum einen aus Perspektive von Frauen und zum anderen aus der Perspektive der Menschen des Globalen Südens beleuchtet wird.
Station 2: Handelshaus Khönle
Die zweite Station war das Handelshaus der Familie Khönle in der Schuhgasse (heute: Galerie Györfi).
Die Magd der Familie Khönle (Sonja Klaus Condo) zeigt dem Publikum einige Waren aus dem Sortiment.
Eine Magd (Sonja Klaus Condo) berichtete über das im 17. Jahrhundert gegründete Handelsgeschäft, die Bedeutung der Ehefrauen der Kaufleute und das weitgespannte Netz der Handelsbeziehungen.
Station 3: „Karl Bellon – Kaffeerösterei und Feinkost“
Christa Tesch als Anna Reichle, geb. Bellon, und Antje Matthäus als ihre Schwiegertochter Annemarie Reichle.
Die nächsten beiden Stationen befanden sich in der Stuttgarter Straße. In den Häusern Nummer 24 und 26 befand sich von Anfang der 1890er Jahre bis Anfang der 1980er Jahre das Geschäft „Karl Bellon – Kaffeerösterei und Feinkost“. Hier tauschten sich die Tochter des Firmengründers, Anna Reichle geb. Bellon (Christa Tesch), und ihre Schwiegertochter Annemarie Reichle (Antje Matthäus) miteinander über das Leben als Geschäftsfrau aus.
Station 4: Erster Standort des Herrenberger Weltladens
Am ersten Standort des Weltladens erinnern Plakate an einige wichtige Themen im Gründungsjahr 1974.
In der Stuttgarter Straße 6 wurde 1974 der Herrenberger Weltladen eröffnet. Dort erinnerten sich Gründer*innen des Vereins Faire Welt, gespielt von Klaus Holzäpfel, Uli Potreck, Katja Klaus und Andrea Stöffler, an die ersten Jahre des Vereins Faire Welt und des Weltladens.
Station 5: Weltladen am Marktplatz
Der Abschluss der Führung fand, wie ursprünglich geplant, vor und im Weltladen am Marktplatz statt. Bei leckeren Snacks und Getränken konnten sich die Zuschauer*innen stärken und über das Gesehene und Gehörte austauschen.
Ein Feuerwerkwerk der Kreativität sichtbar gemacht
Fast auf den Tag genau drei Monate nach ihrer Eröffnung zog die bahnbrechende Ausstellung „Designerinnen der Stuttgarter Gardinenfabrik“ im Stadtarchiv Herrenberg ein letztes Mal die Blicke auf sich. Das Besondere an dieser Präsentation: Teilweise unbekannte Designerinnen wurden einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und die von ihnen entworfenen Stoffe praktisch hautnah gezeigt. Normalerweise lagern viele Stoffe in Archiven, wo sie schwer zugänglich sind.
Am 3. Juni 2024 hatte das Projektteam aus Frauengeschichtswerkstatt (FGW) und Stadtarchiv zur Finissage eingeladen.
Die etwa 50 Gäste, darunter wichtige Leihgeberinnen und Leihgeber, erlebten eine spannende Rückschau auf die Entstehung und Resonanz des Projekts.
Das Programm begann mit einer ausführlichen Fotodokumentation im Vortragsraum. Sie zeichnete den Weg der Ausstellung nach – von der sorgfältigen Recherche über die feierliche Eröffnung bis hin zu Reaktionen aus Medien und Publikum. Sie bot einen Blick hinter die Kulissen und machte die vielfältigen für eine Ausstellung erforderlichen Tätigkeiten sowie den zeitlichen Aufwand sichtbar.
Rückblick der Austellungsmacherinnen
Dr. Stefanie Albus-Kötz, Leiterin des Stadtarchivs Herrenberg
In ihrer offiziellen Begrüßung freute sich Archivleiterin Dr. Stefanie Albus-Kötz über das große Interesse: „Wir hätten die Ausstellung gut und gerne noch weiterlaufen lassen können. Es waren über 400 Besucherinnen und Besucher hier – ein Spitzenwert für das Stadtarchiv!“
Im darauf folgenden vonAntje Matthäus (FGW) moderierten Gespräch zogen einige Mitglieder des Projektteams Bilanz und teilten ihre persönlichen Geschichten.
Illja Widmann, FGW-Mitglied und Leiterin des Stadtmuseums Sindelfingen, erläuterte die Herausforderungen bei der Konzeption und Umsetzung einer Ausstellung: „Das Wichtigste bei der Realisierung einer solchen Ausstellung ist Flexibilität. Es passiert immer Unvorhergesehenes. Man muss also bis zum Schluss bereit sein, Dinge auch wieder zu verwerfen und nochmal anders zu denken.“
Dr. Claudia Nowak-Walz, FGW-Mitglied und Historikerin
Die Historikerin Dr. Claudia Nowak-Walz (FGW) fasste die neu gewonnenen Erkenntnisse zur Stuttgarter Gardinenfabrik zusammen: „Es waren viel mehr Frauen für die Stuttgarter Gardinenfabrik als Designerinnen tätig, als wir ursprünglich angenommen haben. Denn in der vorhandenen Forschungsliteratur werden nur Frauen genannt, deren Objekte in Sammlungen enthalten und namentlich gekennzeichnet sind.“
Biografische Forschung und Begegnung mit Zeitzeuginnen
Julietta Schulze (Stadtarchiv) berichtete von ihrer Begegnung mit der Designerin Tina Hahn, die sie im Rahmen der Recherchen in Hamburg besucht hatte. Sie habe nur wenig Persönliches von Tina Hahn erfahren: „Zeitzeuginnen können regulieren, was an die Öffentlichkeit soll und was nicht. So hat Tina Hahn kaum über sich, aber viel über andere Designerinnen gesprochen, die nicht mehr leben, vor allem über Margret Hildebrand.“
Antje Matthäus, Illja Widmann und Elke Klump-Röhm (v. l.) von der Frauengeschichtswerkstatt
Elke Klump-Röhm (FGW) ist lokal gut vernetzt und hatte Zeitzeuginnen interviewt: „Ich kann die Leute wunderbar ausfragen. Viele Leute erzählen auch gern, wie toll es früher bei der Stuttgarter Gardinenfabrik war und was sie da erlebt haben. Es war für mich einfach schön zu hören, wie jemand in seiner Arbeit aufgeht.“
Julietta Schulze vom Stadtarchiv, Sonja Klaus Condo und Antje Matthäus von der Frauengeschichtswerkstatt
Sonja Klaus Condo (FGW) konnte ihre Erfahrungen aus der Familienforschung in das Projekt einbringen. Sie machte an zwei Beispielen deutlich, wie herausfordernd die biografische Recherche mitunter ist: „Eine Person muss mindestens zehn Jahre tot sein, bevor man von öffentlichen Stellen Informationen über sie bekommt. Deshalb war unsere Forschung für das Projekt oft Detektivarbeit.“
Persönliches Fazit der Beteiligten
Auf die Frage „Was ist das Wichtigste, das ihr persönlich aus diesem Projekt mitnehmt?“ antwortete Illja Widmann:
Illja Widmann, FGW-Mitglied und Leiterin der Städtischen Museen Sindelfingen
„Ich fand es klasse, wie wir als Gruppe zusammengearbeitet haben. Wir mussten nicht jedes Detail absprechen. Die Frauen haben einfach eigenständig in Kleingruppen gearbeitet und die Ergebnisse dann zusammengeführt. Alle sind gleichberechtigt. Es war wieder mal sehr spannend zu erleben, dass das in unserer Gruppe so gut funktioniert. Und bei der Vernissage ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie wichtig es ist, die Arbeit von Frauen sichtbar zu machen und zu würdigen. Diese Rückmeldung haben wir auch von den Familien der Designerinnen bekommen.“
Antje Matthäus
Antje Matthäus ergänzte: „Das macht unsere Arbeit so erfüllend, zu erleben, dass man so viel Freude machen kann.“
Für Elke Klump-Röhm war es die Entdeckung, dass eine ihrer Großtanten, Margot Trierweiler, als Designerin für die Stuttgarter Gardinenfabrik tätig gewesen war. Sonja Klaus Condo schaut ihre Stoffe zu Hause „jetzt ganz anders an, selbst mein Geschirrhandtuch. Mit viel mehr Hintergrundwissen. Man lernt sehr viel durch solch ein Projekt.“
Ausblick: Aufbau eines Stoffbestands, virtueller Rundgang und Publikation
Nach dem Verbleib der Ausstellungsobjekte gefragt, antwortete Stefanie Albus-Kötz, dass das Stadtarchiv mit Blick auf spätere Ausstellungsmöglichkeiten, z. B. im Fruchtkasten, gerade einen kleinen Bestand aufbaut: „Wer noch Stoffe zu Hause hat und sie loswerden will, kann sich gerne an das Archiv wenden und sie hier hinterlegen, als Leihgabe oder auch als Schenkung.“
Antje Matthäus kündigte an, dass die Frauengeschichtswerkstatt plant, „eine virtuelle Form der Ausstellung“ für ihre Internetseite zu erstellen. „Wahnsinn, was Sie alles so machen“, war eine spontane Reaktion aus dem Publikum.
Julietta Schulze
Julietta Schulze wünscht sich, dass die Ergebnisse des Projekts in Form einer Veröffentlichung noch mehr Menschen zugänglich gemacht werden. Sie sieht die Ausstellung als Anstoß: „Es gibt bislang nur relativ wenig Forschung zur Stuttgarter Gardinenfabrik. Die Objekte aus den Magazinen zu holen und sich damit zu beschäftigen, ist ein Anstoß, noch mehr herauszufinden.“
Nachhaltiges Interesse an den Designerinnen der Stuttgarter Gardinenfabrik geweckt
Die Veranstaltung endete mit gegenseitigen Dankesworten und kleinen Aufmerksamkeiten: Schokolade für die Frauen des Stadtarchivs und Rosen für die Frauengeschichtswerkstatt. Mit einem Glas Sekt oder Wasser stießen die Projektmitglieder und die Gäste an und tauschten sich bei Häppchen miteinander aus.
Insgesamt zeigte die Finissage, dass die Ausstellung nicht nur historische Erkenntnisse brachte, sondern auch das Interesse an der Geschichte der Stuttgarter Gardinenfabrik und ihrer Designerinnen nachhaltig weckte.
Die Frauengeschichtswerkstatt und das Stadtarchiv Herrenberg laden herzlich zur Finissage der Ausstellung „Designerinnen der Stuttgarter Gardinenfabrik“ ein. Die Ausstellung, die einen einzigartigen Einblick in das Leben und Werk von Antoinette de Boer, Heidi Bernstiel, Hannelore Herrmann, Margret Hildebrand, Tina Hahn, Verena Kiefer, Margot Trierweiler, Francisca Vietsch, Gisela Thiele, Hannelore Österlen und Elisabeth Wiedmer bietet, wird mit einem feierlichen Abschluss gewürdigt.
Vortrag und offener Austausch
Um 16.30 Uhr laden wir zu einem kurzen Vortrag ein, der die Entstehung und die Resonanz der Ausstellung beleuchtet. Anschließend freuen wir uns auf einen regen Austausch mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Wir laden alle Gäste ein, sich aktiv einzubringen und unsere Perspektive auch auf andere Bereiche des Unternehmens zu erweitern. Dabei denken wir z. B. an die Produktion, den kaufmännischen Bereich oder den Werkverkauf. Alle Beiträge sind willkommen!
Für kulinarische Genüsse ist mit einer Auswahl an Fingerfood, Erfrischungsgetränken und Sekt gesorgt. Nutzen Sie die Gelegenheit, die Ausstellung ein letztes Mal zu erleben und mit Mitgliedern der Frauengeschichtswerkstatt ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und Anregungen zu geben.
Wir freuen uns auch über neue Geschichten und Objekte aus der Zeit der Stuttgarter Gardinenfabrik. Diese dokumentieren wir gerne am Tag der Finissage oder nach Vereinbarung.
Datum und Uhrzeit: Montag, 3. Juni 2024, 16:00 -18:00 Uhr Ort: Stadtarchiv Herrenberg, Marienstraße 21
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung unter Designerinnen/at/web.de oderarchiv/at/herrenberg.de würde uns die Planung erleichtern.
Wir laden alle Interessierten ein, diesen besonderen Anlass mit uns zu feiern, und freuen uns auf Ihren Besuch!
Eröffnung der Ausstellung am 2. März 2024 stößt auf reges Interesse
Die Designerinnen Serena Kiefer und Elisabeth Fromm-Wiedmer beim Gang durch die Ausstellung. Im Hintergrund mehrere Entwürfe von Margret Hildebrand.
Der Veranstaltungsraum des Herrenberger Stadtarchivs ist bis auf den letzten Platz besetzt. Im angrenzenden Raum und im Eingangsbereich sitzen oder stehen weitere Personen. Sie werfen erste interessierte Blicke auf die Stoffe und Vitrinen und warten gespannt auf den Beginn der Veranstaltung.
Grußworte der Archivleiterin und der Gleichstellungsbeauftragten
Zuerst spricht die Leiterin des Stadtarchivs Dr. Stefanie Albus-Kötz. Sie heißt die Besucherinnen und Besucher herzlich willkommen und erläutert, was es mit dem „Tag der Archive“, dem Anlass der Ausstellungseröffnung, auf sich hat. Außerdem dankt sie den Leihgeberinnen und Leihgebern sowie allen anderen Personen, die zum Gelingen der Ausstellung beigetragen haben.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Herrenberg und Schirmherrin der Veranstaltungsreihe „Brot & Rosen“,Birgit Hamm, begrüßt das Publikum sowohl im Namen des Gleichstellungsbüros als auch im Namen des Herrenberger Oberbürgermeisters Nico Reith. Sie gibt Einblicke in die Entstehung der Ausstellung „Designerinnen der Stuttgarter Gardinenfabrik“, lobt das Ergebnis und dankt der Frauengeschichtswerkstatt für die Bereicherung der Herrenberger Geschichtsforschung.
Impulsvortrag und Erzählcafé: Bedingungen erfolgreicher kreativer Arbeit von Frauen
In ihrem das Erzählcafé einleitenden Vortrag widmet sich Dr. Claudia Nowak-Walz von der Frauengeschichtswerkstatt der Frage, unter welchen Bedingungen Frauen erfolgreich kreativ arbeiten können. Die Basis für die Beantwortung der Frage sind die Biografien der Designerinnen Margret Hildebrand, Antoinette de Boer, Gisela Thiele, Hannelore Herrmann, Hannelore Österlen, Heidi Bernstiel, Elisabeth Wiedmer, Verena Kiefer und Tina Hahn. Leben und Werk dieser neun Frauen und ihr Beitrag zum künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens sind der wesentliche Inhalt der Ausstellung.
Elisabeth Fromm-Wiedmer, Serena Kiefer und Caroline Reinhardt (von links) im Gespräch mit Antje Matthäus. Im Hintergrund mehrere Entwürfe von Antoinette de Boer.
Im anschließenden Erzählcafé vertiefen und ergänzen die Designerinnen Elisabeth Fromm-Wiedmer und Serena Kiefer sowie die Tochter der Designerin Gisela Thiele, Caroline Reinhardt, einige der im Vortrag angerissenen Themen. Antje Matthäus von der Frauengeschichtswerkstatt moderiert das Gespräch und stellt unter anderem folgende Fragen:
Wie kommt es dazu, dass eine Schweizerin für die Stuttgarter Gardinenfabrik in Herrenberg arbeitet?
Wie sah der Arbeitsalltag einer Textildesignerin in den 1950er Jahren und in den 1980er/1990er Jahren aus?
War Textildesignerin Ihr Traumberuf und würden Sie diesen Beruf mit dem Wissen von heute wieder wählen?
„Wer einen Vertrag der Stuttgarter Gardinenfabrik erhielt, hatte es geschafft“
Elisabeth Fromm Wiedmer und Serena Kiefer sind sich einig: „Wer einen Vertrag der Stuttgarter Gardinenfabrik erhielt, hatte es geschafft.“
Die Stuttgarter Gardinenfabrik stand in engem Kontakt mit verschiedenen Hochschulen. Als Professorin an der Hochschule für Bildende Künste bildete Margret Hildebrand einige der späteren Designerinnen der Stuttgarter Gardinenfabrik aus. Auch die Kunstgewerbeschule Basel gehörte zu den Hochschulen, die Antoinette de Boer und Wilhelm Goltermann auf der Suche nach talentiertem Nachwuchs regelmäßig besuchten. Elisabeth Fromm-Wiedmer und Serena Kiefer sind sich einig: „Wer einen Vertrag der Stuttgarter Gardinenfabrik erhielt, hatte es geschafft.“ Beide lieben ihren Beruf und würden ihn jederzeit wieder wählen.
Caroline Reinhardt berichtet über den Arbeitsalltag einer Designerin in den 1950er Jahren.
Vor dem Einzug des Computers in die Arbeitswelt war das Entwerfen eine sehr anstrengende und zeitintensive Tätigkeit. Die Muster für Druckstoffe entstanden zuerst als Zeichnung auf Papier. Der zweite Schritt war das Übersetzen des ersten Entwurfs in eine technische Zeichnung. Die technische Zeichnung war die Grundlage für das Erstellen der Druckvorlagen. Dies geschah ausschließlich in Handarbeit. War eine Zeichnung fehlerhaft, musste die Designerin diese noch einmal neu erstellen.
Stimmen aus dem Publikum: Sehenswerte Ausstellung und gelungen Eröffnungsveranstaltung
Die Rückmeldungen aus dem Publikum beim anschließenden Austausch bei Getränken und Fingerfood waren überwiegend positiv. Dies gilt sowohl für die Gestaltung der Ausstellung als auch für die Eröffnungsveranstaltung.
Die Ausstellung „Designerinnen der Stuttgarter Gardinenfabrik“ kann bis Dienstag, 30. April 2024 im Rahmen der Öffnungszeiten des Stadtarchivs Herrenberg (Montag: 8:30-17:00 Uhr, Dienstag-Donnerstag: 8;30-12:30 Uhr) besichtigt werden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.
Führungen durch die Ausstellung
An folgenden Terminen im April 2024 bieten wir Führungen durch die Ausstellung an:
Montag, 15. April 2024, 18:00 Uhr
Donnerstag, 18. April 2024, 10:30 Uhr
Montag, 22. April 2024, 18:00 Uhr
Wenn Sie an einer der Führungen teilnehmen möchten, melden Sie sich dafür bitte unter Designerinnen/at/web.de (Name, Termin, Anzahl der Personen) oder telefonisch unter 07032 954 6330 (Stadtarchiv) bis spätestens 24 Stunden vor Beginn der Führung an.
Die Führungen sind kostenlos und finden ab drei angemeldeten Personen statt. Spenden sind willkommen. Neben wunderschönen Stoffen, interessanten Fotos und zeitgeschichtlichen Objekten können Sie sich nach der Führung eine Aufzeichnung unseres Erzählcafés (30 Minuten) mit ehemaligen Designerinnen der Stuttgarter Gardinenfabrik bzw. ihren Nachfahren ansehen, die bei der Ausstellungseröffnung entstanden ist.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Brot & Rosen hatte die Frauengeschichtswerkstatt am 25. März 2023 zu ihrer neu konzipierten Stadtführung „Auf den Spuren Herrenberger Geschäftsfrauen“ eingeladen.
Das Publikum der Stadtführung, hier bei Station 2: Kaffeerösterei Bellon in der Stuttgarter Straße.
Etwa 50 Personen schlossen sich der von Dr. Claudia Nowak-Walz und Anne Schlombs geleiteten Führung an, um zu erfahren, wie diese Frauen ihre Geschäfte und ihre Familien gut durch wirtschaftlich schwierige Zeiten wie die Weltwirtschaftskrise, Kriegs- oder Nachkriegszeiten gebracht haben.
Handelshaus Khönle und Kaffeerösterei Bellon
Die fünf Stationen der Führung waren vielfältig und boten interessante Einblicke in die Geschichte markanter Herrenberger Häuser. Den Auftakt bildete das ehemalige Handelshaus Khönle am Markt, wo Claudia Nowak-Walz anschaulich erläuterte, welche bedeutende Rolle Frauen für den Erfolg des Handelshauses im 17. Jahrhundert spielten. Danach ging es zu Karl Bellon – Kaffeerösterei und Feinkost in die Stuttgarter Straße 24 bis 26.
Die Inhaberinnen der Kaffeerösterei Bellon in zweiter und dritter Generation: Anna Reichle geb. Bellon und Annemarie Reichle geb. Kennke.
In einer 1966 spielenden Szene zwischen der Tochter des Gründers Carl Bellon und ehemaligen Inhaberin Anna Reichle (dargestellt von Christa Tesch) und ihrer Schwiegertochter Annemarie Reichle (gespielt von Antje Matthäus) wurden unter anderem Familienzusammenhalt, Mut zur Veränderung und Anpassungsfähigkeit als Faktoren für den Erfolg des Geschäfts mit seiner über 100-jährigen Geschichte hervorgehoben. Kaffeeduft und eine kulinarische Kostprobe rundeten das sinnliche Gesamterlebnis für die Zuhörerinnen und Zuhörer ab.
Erste Friseurmeisterin und Inhaberin einer Privaten Handelsschule
Anne Schlombs (links) berichtet vor dem Bronntor über Herrenbergs erste Friseurmeisterin Anna Wörner.
An der dritten Station, dem Standort des Salons der ersten Friseurmeisterin Herrenbergs, Anna Wörner, befindet sich heute das Bronntor. Anne Schlombs zeigte auf, wie Anna Wörner mit ihrer Entscheidung für die Meisterprüfung zur Pionierin wurde und wie sie die Tradition des elterlichen Geschäfts erfolgreich fortsetzte.
Anschließend führte die Stadtführung zum Haus Hindenburgstraße 23/Auf dem Graben, in dem Else Guoth-Lohmiller von 1951 bis 1984 ihre Private Handelsschule betrieb und damit vielen jungen Frauen, die in Herrenberg nicht viele Alternativen hatten, eine berufliche Zukunft eröffnete.
Sonja Klaus Condo in ihrer Rolle als Schülerin der Privaten Handelsschule von Else Guoth-Lohmiller.
Sonja Klaus Condo spielte eine Schülerin, die an ihren Hausaufgaben in Maschineschreiben verzweifelt – zur großen Erheiterung des Publikums!
Seifen-Parfümerie Otto und Garnhaus Hönes
Die letzte Station waren das Geschäft Seifen-Parfümerie Otto und das Garnhaus Hönes in der Tübinger Straße 2 und 6.
Zwei Kundinnen berichten über die Inhaberinnen der Geschäfte Seifen-Parfümerie Otto und Garnhaus Hönes.
Zwei elegant und ganz im Stil der 1960er Jahre gekleidete Kundinnen, dargestellt von Elke Klump-Röhm und Illja Widmann, berichteten, mit welchen Ladenkonzepten und Marketingmethoden sich die Geschäftsinhaberinnen (Elisabeth und Dorothea Otto, Marta Hönes) viele Jahre lang erfolgreich gegen die Konkurrenz behaupten konnten. Beide Traditionsgeschäfte waren noch Jahrzehnte nach ihrer Schließung vielen Herrenbergern ein Begriff.
Die Frauengeschichtswerkstatt dankt dem Gleichstellungsbüro der Stadt Herrenberg für die Unterstützung unseres Projekts, Marlise Sifrig für die Fotoaufnahmen während der Führung und dem Salon Conny & Team für die Kreation der zeitgenössischen Frisuren.
Die Beteiligten der Frauengeschichtswerkstatt freuen sich über die gelungene Führung.
Wir danken auch allen, die am Ende der Führung etwas in unseren Spendenhut geworfen haben. Ihre Spenden tragen dazu bei, dass wir unsere Tätigkeit fortsetzen und weitere Frauen aus der Herrenberger Stadtgeschichte sichtbar machen können. Eine Wiederholung der Stadtführung ist geplant.